Tipps
Hygiene ist zur Vorsorge für die Gesundheit der Pflanzen eine zwingende Voraussetzung.
- Kulturflächen säubern, desinfizieren und vorbereiten.
- Nach Erhalt der Jungpflanzen sofort topfen und sorgfältig angiessen
- Sauberkeit unter den Tischen – von Unkraut freihalten, um einen Befall mit der Weissen Fliege oder Trauermücken vorzubeugen
- Bis Pflanzen etabliert sind ab 20‘000 Lux schattieren und Temperaturen bei 18 °C HT (Heiztemperatur) und 21 °C LT (Lüftungstemperatur) halten
Poinsettien stellen hohe Ansprüche an das Substrat, daher sollten Spezialsubstrate verwendet werden.
- Industrieerden mit einem Tonanteil von 10–15 % mit guter Strukturstabilität (aufgrund guter Luftdurchlässigkeit und guter Drainage-Eigenschaft) sorgen für eine bessere Haltbarkeit durch bessere Wurzelentwicklung
- Komposterden sind nicht geeignet aufgrund des grossen Kulturrisikos infolge der Inhomogenität
Die Düngung sollte auf Basis regelmässig durchgeführter Substratanalysen (Anfang/Mitte September) vorgenommen werden.
- Abweichungen vom Optimum können noch korrigiert werden
- Entwicklung der Pflanze wird so noch aktiv beeinflusst
- Flüssige Nachdüngung mit einem ausgeglichenen Mehrnährstoffdünger (N:K-Verhältnis von 1:1)
- zur Vorbeugung eines möglichen Molybdänmangels kann zu Hemmstoffspritzungen alle 2–3 Wochen Natriummolybdat (0,2 g/l) hinzugefügt werden
- Regelmässige Kalzium-Spritzungen (0,15 % Ca-Chlorid) während der gesamten Kultur insbesondere bei Ca-armem Giesswasser führt zu stabileren Pflanzen
Empfohlener Nährstoffgehalt mg/l Substrat
bis Kulturwoche 5:
- N = 150
- P2O5 = 130
- K2O = 250
- Salzgehalt = < 1800
- pH-Wert = 5,5–6,0
ab Kulturwoche 6:
- N = 200
- P2O5 = 130
- K2O = 300
- Salzgehalt = < 2300
- pH-Wert = 5,5–6,0
N = Stickstoff, P = Phosphor, K = Kalium
- bei erhöhtem pH-Wert verstärkt Ammonium-Dünger beigeben
- bei niedrigen pH-Werten Nitrat-Dünger beigeben
- bei weichem oder auch Regenwasser empfiehlt sich eine regelmässige Düngung mit Kalksalpeter
Um die Haltbarkeit und Qualität der voll entwickelten Poinsettien zu steigern, 2 Wochen vor Kulturende Nährstoffwerte wieder den Werten zu Beginn der Kultur angleichen, um beim Verkauf auf ca. 100 mg N/l Substrat zu kommen.
Einwurzelphase:
- Bodentemperatur von 20 °C nicht unterschreiten
- für ein optimales Anwachsen ohne Welkestress hohe Luftfeuchtigkeit durch mehrmals tägliches Überbrausen des Bestands
- nach Durchwurzelung des Endtopfes (Dauer: 8–10 Tagen) Temperatur je nach Sorte auf 18–20 °C senken
Hauptwachstumsphase:
- Tagesmitteltemperaturen von 20–24 °C
- Nachttemperaturen unter 20 °C verzögern die Bewurzelung mit Folge einer Pilzerkrankung im Ballenbereich
- Empfehlung auch im Sommer zu heizen, um ein zügiges Wachstum zu gewährleisten
- Energie einsparen durch niedrigere Temperaturen im Herbst
Induktionsphase (bei Normalkultur ohne Verdunkelung ab Ende September):
- gleichmässige Temperatur von 17–20 °C Tag und Nacht
- Helllaubige Sorten mit Temperaturen von 20 °C
- Dunkellaubige Sorten mit Temperaturen von 17 °C
- Mit beginnendem Brakteenansatz- und wachstum Temperatur Tag/Nacht 20–18 °C
- Temperaturerhöhung fördert Brakteengrösse und Streckenwachstum
- Auf eine ausreichende Lüftung und Luftumwälzung achten, um Niederschlag auf den Blättern und damit Botrytis zu verhindern: kritisch bei starken Nachtabsenkungen oder Temperaturschwankungen
Kulturhinweise während der Verkaufsphase:
- Temperatur stufenweise auf 17–15 °C absenken
- Sortenunterschiede beachten
- Luftfeuchtigkeit darf nicht zu hoch sein
- Niedrige Temperaturen vor dem Verkauf intensivieren die Brakteenfarbe
kühle Kulturführung:
- Tagesmitteltemperaturen von ca. 17 °C
- Einsparen von Energiekosten und Hemmstoffeinsatz
- jedoch führen niedrige Temperaturen zu einer Kulturzeitverlängerung
- bei Standardware 2 Wochen früher mit Kultur beginnen
- Wasserverbrauch ändert sich, daher trocken kultivieren
Poinsettien sollten niemals von Beginn der Kultur auf Endstand kultiviert werden.
- anfänglich höhere Bestandsdichten fördern das nötige Kleinklima in den heissen Sommerwochen
- beste Ergebnisse mit mehrmaligem Rücken, auch während des Verkaufs: härtet weiche Blätter ab und verbessert die Qualität
- späteres Stutzen fördert ein V-förmiges Wachstum und minimiert Triebbruch, dadurch ist oft ein einmaliges Rücken ausreichend
Für ein optimales Wachstum muss der Stutztermin eingehalten werden. Dieser ist abhängig von der geplanten Grösse der Verkaufsware.
Midi: ca. 5–10 Tage nach dem Topfen, abhängig von der Topfgrösse (5 Tage für 8 cm Töpfe, 10 Tage für 10 cm Töpfe)
Mehrtrieber: je nach Grösse 2–4 Wochen nach dem Topfen (2 für 11 cm Töpfe, 4 für 13/14 cm Töpfe) auf 5–7 Blätter stutzen
- "härteres" Stutzen fördert Austrieb der unteren Seitentriebe und einen gleichmässigen Pflanzenaufbau
- der Pinzier-Effekt wird durch Entfernung der drei oberen, ausgewachsenen Blätter verstärkt
- Förderung des optimalen Austriebs, wenn Absterben bzw. Steckenbleiben der Vegetationspunkte und sehr jungen Triebe verhindert wird
- Hohe Temperaturen bereits während der Mutterpflanzenkultur oder während der Fertigwarenkultur zum Zeitpunkt des Stutzens wirken nachteilig
- Beste Austriebsergebnisse, wenn Pflanzen beim Pinzieren gut durchwurzelt sind und sich im optimalen Wachstum befinden (Temperatur 21–22 °C, gespannte Luftfeuchtigkeit fördert Seitentriebbildung und Austriebswilligkeit)
- Vor dem Stutzen regelmässig, meist mehrmals, Hemmstoffbehandlung für einen optimalen Aufbau
Um Triebbruch zu vermeiden, sollte vor und nach dem Stutzen auf ca. 25‘000 Lux schattiert werden.
Die natürliche Tageslänge für die Blüteninduktion ist Ende September/Anfang Oktober.
Neben der üblichen Schattierung sollte auch verkaufsfertige Ware schattiert werden, da in dieser Kulturphase Sonneneinstrahlung zu Stress, der sich in Brakteenrandnekrosen äussert, führen kan
Die kritische Tageslänge zur Induktion der meisten Sorten liegt bei ca. 12 Stunden (Schweiz: 25. September).
Sorten wie Millennium induzieren bereits unter 13 h Tageslänge, Early Millennium unter 13,5 h Tageslänge.
Mit dem Unterschreiten der sortenabhängigen kritischen Tageslänge, benötigen verschiedene Sorten in Abhängigkeit von den allgemeinen Klimabedingungen (z.B. Temperatur und Lichtintensität) etwa 6–9 Wochen bis zur Verkaufsreife.
- Je kürzer die Zeitspanne zwischen Topfen und Induktionsbeginn, desto kleiner die Pflanzen
- optimaler Pflanzzeitpunkt abhängig von gewünschter Pflanzenform
Richtwerte für den Kulturbeginn mit Jungpflanzen:
- Hochstämme Woche 20–22
- Standardware Woche 27–33
- Midi Woche 31–37
- Mini Woche 34–40
Kompakte Sorten bei gleicher gewünschter Endgrösse 1–2 Wochen früher topfen, aber entsprechend später mitstutzen.
- Natürliche Blüte setzt sortenspezifisch zwischen Ende Oktober (Early Millennium) und Ende November (Sonora) ein
- für früheren Blühzeitpunkt verdunkeln: beachten, dass hohe Temperaturen unter Verdunkelung zu Verzögerungen der Induktion führen können
- alle derzeit auf dem Markt befindlichen Standardsorten induzieren bereits bei Lichtwerten von unter 50–100 Lux: durch ein frühes Schliessen von Energie- und Schattierschirmen um ca. 16 Uhr ist eine Verfrühung von etwa 1 Woche gegenüber einer Normalkultur zu erreichen
- optimal für eine gute Qualität im November Lichtwerte bis zu 100 kLuxh/Tag (oft nur durch Assimilationslicht erreichbar)
- aufgrund des Kurztagscharakters ist eine Zusatzbelichtung nur während des Tages bis zu max. 11 h möglich: Brakteengrösse und -ausfärbung werden gefördert, qualitätssteigernd auf die Cyathienanzahl und Cyathienhaltbarkeit
- für neuere, frühblühende Sorten mit frühzeitiger Induktion, Kultur gegenüber "normalen" Standardsorten wie z.B. Cortez um ca. 2 Wochen früher beginnen
- Sätze ab Woche 36–39 können durch Tagesverlängerung oder Nachtunterbrechung länger in der vegetativen Phase gehalten werden: wird verhindert, dass bei grössere Topfgrössen kompakte Sorten zu klein bleiben
- Eine Unterbrechung der Verdunkelung, z.B. am Wochenende, ist ab der dritten Kurztagswoche möglich: Brakteenentwicklung wird verzögert
Um kompakte, stabile Poinsettien mit einer gut verzweigten und gleichmässig aufgebauten Verkaufsqualität zu erzielen, sind vor dem Hemmstoffeinsatz u.a. die folgenden Massnahmen zu beachten:
- Ausreichend weiter Stand
- Helle Kulturführung
- Verwendung von nicht zu leichtem Substrat
- eher trockene Kulturführung
Sortenwahl (Sigma, Mira, Lemon Snow, Da Vinci)
Methoden der Wachstumsregulation:
DIF-Methode:
- in Abhängigkeit von den Klimabedingungen können durch ein negatives DIF (höhere Nacht- als Tagestemperaturen) kürzere Internodien und ein kompakterer Aufbau erzielt werden
- Tagestemperatur je nach Ziel 2–4 °C unter der Nachttemperatur (Nachttemperatur 21–23 °C)
Cool Morning:
- führt zu kurzinternodigen und kompakten Poinsettien
- kurzfristige Temperaturabsenkung auf 12–14 °C für ca. 2 Stunden vor dem Sonnenaufgang durch Öffnung der Lüftung (setzt Durchschnittswert der Tagestemperatur herab)
Achtung: Beide Methoden bewirken ähnlich den Hemmstoffen im Kurztag eine Verkleinerung der Brakteen!
Graphical Tracking:
- zur wöchentlichen Beurteilung des Streckenwachstums: Aufzeichung der Wuchshöhe in Relation zur gewünschten Endhöhe
- Abschätzung des Entwicklungsstadiums: Ableitung welche Kulturmassnahmen durch Temperaturanpassung, Hemmstoffeinsatz etc. durchgeführt werden sollten, um Kulturziel sicher zu erreichen
- mit entsprechenden EDV-Programmen Wachstumsprognosen für die nächsten Wochen entwickeln
Hemmstoffeinsatz:
Wachstumsregulatoren beeinflussen das Pflanzenwachstum. Sie verbessern die Standfestigkeit und Verzweigung (Bonzi®).
Regeln für das Anwenden von Wachstumsregulatoren:
- Spritzungen mit feiner Düse ausführen
- Pflanzen gleichmässig und allseitig betauen
- Wachstumsregulatoren langsam antrocknen lassen
- Blätter nicht vor Ablauf von 12 Stunden überbrausen
- Vielfältige Faktoren wie Pflanzenart, Düngung, Witterungsverhältnisse und Kulturführung können selbst bei sorgfältigster Arbeit in ihrer Auswirkung nicht immer zum Voraus erfasst werden
Wachstumsregler/Splitbehandlungen:
- Die Splitbehandlung ist die wiederholte Anwendung von Wachstumsreglern im Spritzverfahren mit reduzierter Konzentration, meist mit der halben Normaldosierung.
- Früher Beginn der Splitbehandlung möglich, d.h. die totale Durchwurzelung muss nicht mehr abgewartet werden
- Damit wird ein kompakter, standfester und verzweigter Aufbau von Anfang an erreicht
- Zwei Splitbehandlungen (im üblichen Zeitabstand) mit je der Hälfte der Normalkonzentration sind meist effektiver als eine Behandlung mit der vollen Dosierung.
- Achtung: befinden sich die Pflanzen jedoch im vollen Wachstum, so ist die aufgeführte Konzentration anzuwenden.
- Vorsichtsmassnahmen: Nicht überdosieren. Nicht mit anderen Produkten mischen.
Wachstumsregulierung mit Bonzi®:
- Bonzi® bewirkt eine verbesserte Standfestigkeit der Pflanzen. Der Wirkstoff wird durch Blätter und Wurzeln aufgenommen. Die Wirkungsdauer ist länger als bei anderen Wachstumsreglern.
- Die folgenden Anwendungskonzentrationen sind Richtwerte. Es ist unerlässlich, im eigenen Betrieb die Anzahl Behandlungen und die optimale Höhe der Dosierung zu erproben. In vielen Fällen mag eine Behandlung genügen; in anderen Fällen sind Folgebehandlungen notwendig. Im Vergleich zu anderen Wachstumsreglern sind mit Bonzi® weniger Behandlungen notwendig.
- Die zu verwendende Brühmenge jeweils der vorhandenen Blattmasse anpassen.
- Anwendung von 0,1–0,25 % für feste, farbintensive Brakteen
- bis spätestens Mitte Oktober anwenden
- zur Zeit der Brakteenausbildung sauberes Wasser verwenden
Zur Verringerung chemischer Mittel sollte ein integrierter Pflanzenschutz mit folgenden Kultumassnahmen vorgenommen werden
- Zur Vermeidung bodenbürtiger Pilze wie Thielaviopsis, Rhizoctonia und Pythium: sauerstoffreiches, gut drainiertes Susbtrat; ausreichende Bodentemperaturen; Luftfeuchtigkeit unter 90 % bei älteren Pflanzen; optimale Ernährung im Anschluss an Bodenproben
- Zur Vermeidung von Botrytis: gute Lichtbedingungen (gereinigte Scheiben, keine Stellagen); ausreichender Standraum, gute Luftumwälzung
Pilzkrankheiten wie Echter Mehltau an Poinsettien können effektiv mit chemischen Mitteln kontrolliert werden. Häufig vorkommende Pilzkrankheiten sind:
Stängelgrundfäule (Pythium, Phytophthora):
- 0,15 % Previcur® Energy
- 25 ml Fonganil® dem Substrat beimischen (Substrat/m³) oder 300 g/m³ Folpet DG®
Phytophtora: 0.02 % Fonganil® + 0,12 % Folpet DG®
Botrytis: 0,05 % Play® giessen
Echter Mehltau: 0,2 % Nimrod® oder 0,025 % (Sommer) / 0,0125 % (Winter) Topas®
Schädlinge beeinträchtigen die Pflanzengesundheit und -qualität. Häufig geht dem Pilzbefall ein Schädlingsbefall voraus. Um Schädlinge effektiv zu kontrollieren, helfen chemische Mittel weiter.
Weisse Fliege: 0,06 % Plenum® WG + 0,02 % Kendo (1. Behandlung als Mischung, 2. Behandlung nur mit Plenum® WG) oder 0,04 % Flagship®
Trauermücken: 0,02 % Kendo®
Thrips: 0,2 % Match Profi® alternierend mit 0,05 % Vertimec® Gold oder 0,01 % Kendo®, um Resistenzbildung zu vermeiden
Um eine erfolgreich kultivierte Poinsettie sicher vermarkten zu können und für den Endverbraucher eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten, sind folgende Faktoren von Bedeutung:
- Maximales Lichtangebot bis 2 Wochen vor dem Verkauf; danach bis zum Verkauf ab 10'000 Lux schattieren
- Optimale Standweite während der Kultur; nachrücken während des Abverkaufs
- Salzanreicherung vermeiden und die Düngung zum Kulturende so steuern, dass mit 75–100 mg N/l Substrat vermarktet werden kann – so bleibt das Wurzelwerk gesund
- Poinsettien so kurz wie möglich eingetütet lassen; im Vergleich zu Papiertüten fördern Plastiktüten Botrytis mehr
- Sortenwahl hat grossen Einfluss auf Haltbarkeit: Millennium, Red Elf, Cortez, Olymp und Mars speziell auf stabile Wurzeln und damit verbesserte Haltbarkeit gezüchtet und selektiert; besonders haltbar auch Jester
Poinsettien sind Kurztagspflanzen, deren Blüte je nach Sorte ab einer Tageslänge von 12–13 h induziert wird.
Der Topftermin hängt von der gewünschten Pflanzengrösse ab.
Empfohlene Topftermine für:
Um einen gleichmässigen, guten Austrieb zu erhalten 1–2 Wochen früher anfangen. Ein früherer Kulturbeginn ermöglicht im Herbst und Winter eine kühlere Kulturführung (Energieeffizienz).